Ithaka, ein großer Name und ein großes Ziel, das Odysseus‘ Streben und Leben über Jahre eine Richtung gegeben hat. Am Ende findet er nach 10 Jahren Irrfahrt endlich nach Hause, aber nichts ist wie zuvor. Für uns steht Ithaka als Symbol für eine Reise, auf die wir uns mit unserem Betrieb und unserer Wirtschaftsweise begeben haben.
Der Beginn einer Reise
Uns ist in den letzten Jahren bewusst geworden, wie weit wir uns als Gesellschaft und darin als Individuen von unserem Zuhause entfernt haben. Unser Zuhause, der Ort, an dem wir Verbundenheit und Sinn spüren, der uns ernährt und für uns sorgt, ist letztlich die Natur. In den letzten Jahren ließ sich eine Klimaveränderung beobachten, die schon im vollen Gange ist und unser Zuhause auf dem Planeten rasant verändert.
Vor fünf Jahren haben wir uns dazu entschieden, einige Sorten anzubauen, die sonst eher in südeuropäischen Gefilden voll ausreifen, wie Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Und wir lagen goldrichtig damit! Vor 20 Jahren wäre das in Rheinhessen noch nicht möglich gewesen. Jahr für Jahr ernten wir nun diese vollreifen Trauben, aus denen wir einen dichten und schweren Rotwein cuvéetieren. Die Trauben für unseren „Ithaka“ wachsen im Gundersheimer Höllenbrand und wie der Name schon vermuten lässt, ist der südexponierte Hang höllisch heiß – ideal für die neu gepflanzten Roten. Durch die Maischegärung werden über eine lange Zeit Aroma, Farbe und Extrakte aus den Schalen extrahiert. Für die Gärung sorgen traubeneigene Hefen, die sich im Weinberg auf den Trauben ansiedeln.
Diese neuen klimatischen Realitäten sind für uns als Liebhaber körperreicher Weine zwar einerseits erfreulich, jedoch lassen extreme Wetterereignisse uns auch darüber nachdenken, wie wir zu einer naturnahen, ressourcenschonenden Bewirtschaftung kommen können. Auf diesem Weg, dieser Odyssee, befinden wir uns. Ein Zuhause in der Natur finden bedeutet auch, darauf zu vertrauen, dass natürliche Kreisläufe optimal funktionieren. Vorbilder hierfür sind die ursprünglichen Ökosysteme Wald und Grasland, die einst den gesamten Planeten überzogen.
Retrospektiv sehen wir die Entwicklungen der Landwirtschaft des letzten Jahrhunderts in ihrer Verbindung zu den Bedürfnissen der Gesellschaft. So war es in der Nachkriegszeit notwendig, schnell Erträge zu steigern und viele Menschen satt zu kriegen. Durch Mineraldünger konnte dies erzielt werden, Pestizide hielten die Insektenpopulation in Schach und sorgten für zuverlässige Ernten. Doch mit diesen Eingriffen in die Ökosysteme sind wir über das Ziel hinausgeschossen. Böden wurden überdüngt, Grundwasser verunreinigt, das doch so notwendige Insektenleben steht vor der Auslöschung.
Eine andere Denkweise
Auf dem Weg zur regenerativen Landwirtschaft versuchen wir, wieder Teil eines Kreislaufes zu werden, in dem der Natur nichts entzogen wird. Ausgebeutete Flächen werden regeneriert, indem verstärkt Humus aufgebaut wird. Mit dem heutigen Wissen über die Bedeutung eines gesunden Bodenlebens und einer aktiven Flora und Fauna im Weinberg blicken wir mit anderen Augen auf standardisierte Bearbeitungsmethoden und suchen nach Alternativen.
Wie Odysseus haben wir einige Abenteuer zu bestehen. Wie Odysseus kommen wir in ein verändertes zu Hause, auch hier ist die Zeit vorangeschritten und wir müssen uns auf veränderte Gegebenheiten einlassen. Doch schon jetzt werden wir belohnt mit vitalen Reben, mit homogenem Wuchs und einem aufblühenden Leben unter und über der Erde. Das gibt uns Hoffnung und bestärkt uns auf dem Weg!